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Enklise / Proklise

spontane Wechselphänomene
beide entstanden im [Mhd.], Enklise immer noch aktiv

Im [Mhd.] ziehen sich manchmal zwei Wörter zusammen, häufig unter Kürzung von einem von ihnen (z.B. aufz - auf daz, zer - ze/zu der, (ich) willn - will n(icht), (ich) enmac - n(icht) macs. Das Morphem 'n' zeigt dabei die Negation an.
Das häufig und überall verwendete Wort 'nicht' ist überraschenderweise auch ein zusammengesetztes Wort: nämlich aus 'n' + 'iht' ('iht' bedeutet 'etwas' => wörtlich übersetzt bedeutet 'nicht' das 'Gegenteil von etwas (Existierendem)').

Wenn sich das zusammengezogene Wort nach hinten lehnt, handelt es sich um Enklise, und wenn nach vorne - um Proklise.

>>Eine kleine Eselsbrücke, falls nötig:<<
- wenn sich das 'schwache' Wort nach vorne begibt, ist das Progression - d.h. Proklise. -
Enklise
das 'schwache' Wort
lehnt sich zurück
Proklise
das 'schwache' Wort
lehnt sich nach vorne
ichn will ich + n + will ich enwill
ichn kann ich + n + kann ich enkann
ern mac er + n + mac er enmac
aufz - auf daz auf + daz
deist das + ist
Folgende Wortarten sind von diesem Phänomen betroffen:

  1. Präpositionen - beim, zer, aufz, am;
  2. Artikel - beim, zer, aufz, am;
In dieser Konstellation ist der Artikel fast immer das 'schwächere' Wort

  1. Verben - enmac, enkan, enwill;
  2. Personalpronomen - ichn, ern, sine;
  3. Partikel - ern, ichn, enmac, enkan, enwill, sine.
Wiederum in dieser Konstellation wird immer die Partikel 'n/en' verschoben.

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